Erich Maria Remarque: IM WESTEN NICHTS NEUES

Darum geht’s: Die Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt aus der Sicht eines einfachen Soldaten: Der neunzehnjährige Paul Bäumer kommt als ahnungsloser Kriegsfreiwilliger von der Schulbank an die Front – und erlebt statt der erwarteten Kriegsbegeisterung und Abenteuer die ganze Brutalität des Gemetzels und das sinnlose Sterben seiner Kameraden.
Roman
Copyright/Erscheinungsjahr: 1929
Verlag: KiWi
Seitenzahl: 197
Erzählstruktur: Ich-Erzähler
Pressestimmen:
„Ein vollkommenes Kunstwerk und unzweifelhafte Wahrheit zugleich.“ (Stefan Zweig)
„Dieses Buch hat den Friedensnobelpreis verdient.“ (Hamburger Abendblatt)

So hat das Buch auf mich gewirkt:
Meine erste Begegnung mit diesem Werk hatte ich an der Schule, als wir im Geschichtsunterricht einen Ausschnitt einer Verfilmung des Buches angeschaut haben. Der Film blieb mir im Gedächtnis haften und ich hatte oft darüber gegrübelt, das Buch doch endlich mal zu lesen. Glücklicherweise bin ich dann vor einiger Zeit auf kleiderkorb in einer Schenke-Reihe über den Titel gestoßen und habe es mir gleich geschnappt. Allerdings lag das Buch dann einige Zeit auf meinem SuB, da ich mich nicht so recht daran heranwagte. Ich hatte die Befürchtung, dass „Im Westen nichts Neues“ unheimlich schwer und trocken zu lesen sei.
Doch das war ganz und gar nicht der Fall! Von der ersten Seite an hat mich das Buch in seinen Bann geschlagen. Der Erzählstil ist absolut eingängig und man merkt dem Buch sein Alter von nun fast 100 Jahren nicht an. Es ist absolut entwaffnend, mit welchem Selbstverständnis Paul vom Alltag an der Front erzählt. Ohne Unterschied erzählt er von verwundeten und getöteten Freunden, eigenen Lazarettaufenthalten, den Abschied von der Familie nach einem kurzen Fronturlaub, das Töten und das Zurückfallen auf Instinkte während des Fronteinsatzes. Teilweise wirkt das Buch wie ein Bericht, da die sämtliche Facetten der Front erzählt werden, ohne etwas auszusparen oder aufzublasen. Denn die Geschehnisse sprechen für sich selbst. Diese Natürlichkeit berührt und besticht. Doch noch intensiver wirken die Gedanken Pauls zu den einzelnen Geschehnissen und Handlungen:

„Aus uns sind gefährliche Tiere geworden. Wir kämpfen nicht, wir verteidigen uns vor der Vernichtung. Wir schleudern die Granaten nicht gegen Menschen, was wissen wir im Augenblick davon […].“

Zudem reflektiert er auch darüber, dass er sich ein normales Leben nach dem Krieg gar nicht mehr vorstellen kann. Der Krieg hat Paul und seine Kameraden derart geprägt, dass diese Erfahrungen niemals überwunden werden können:

„Und selbst wenn man sie uns wiedergäbe, diese Landschaft unserer Jugend, wir würden wenig mehr mit ihr anzufangen wissen. Die zarten und geheimen Kräfte, die von ihr zu uns gingen, können nicht wiedererstehen. Wir würden in ihr sein und in ihr umgehen; wir würden uns erinnern und sie lieben und bewegt sein von ihrem Anblick. Aber es wäre das gleiche, wie wenn wir nachdenklich werden vor der Fotografie eines toten Kameraden; es sind seine Züge, es ist sein Gesicht, und die Tage, die wir mit ihm zusammen waren, gewinnen ein trügerisches Leben in unserer Erinnerung; aber er ist es nicht selbst.“

Das Buch an sich ist für mich eine einzige Ansammlung von Zitaten. Im Grunde ergibt es in seiner Gänze ein Zitat. Ein Zitat, das unheimlich treffend und berührend ist. Etwas, das sehr tief reicht und dich verstummen lässt. Ein Zitat, dass du niemals vergessen willst, weil es so gewichtig ist. Jeder Satz hat Tiefe und Bedeutung, weshalb ich „Im Westen nichts Neues“ als absolut wertvolles und empfehlenswertes Buch einstufe. Das Traurige an dem Buch ist dabei vor allem, dass es nie an Relevanz verliert.
Berührend!

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