Andreas Altmann: DAS SCHEISSLEBEN MEINES VATERS, DAS SCHEISSLEBEN MEINER MUTTER UND MEINE EIGENE SCHEISSJUNGEND

Darum geht’s: Eine Geschichte aus der beschaulichen bayrischen Provinz voller Misshandlungen, Demütigungen, rabiater Pfarrer und verkappter Nazis. Andreas Altmann erzählt von seiner Kindheit und Jugend und davon, wie am Ende aus einem hilflosen Opfer ein freier Mensch wird.

Roman, Autobiographie

Verlag: Piper

Copyright/Erscheinungsjahr: 2011

Seitenzahl: 254

Pressestimme:

… dieser menschlich wie literarisch beeindruckende, ja betäubende Amoklauf …“ (Süddeutsche Zeitung)

Derb, abrechnend, fesselnd. Ein Mahnmal auch gegen Lieblosigkeit. Und darüber, wie einer gerade noch davonkam.“ (Deutschlandradio)

Erzählstruktur: Ich-Erzähler

So hat das Buch auf mich gewirkt:

Ich bin während meines Studiums im Zuge eines Referats auf dieses Buch aufmerksam gemacht worden. In diesem Seminar kannte niemand den Ort Altötting bis auf mich. In Bayern und vor allem in bayrischen Katholizismus aufgewachsen, kommt man an diesem Wahlfahrtsort nicht vorbei. Natürlich war damit und aufgrund des derben Titels sofort meine Aufmerksamkeit erregt.

Und es hat definitiv meine Erwartungen nicht enttäuscht: Andreas Altmann rechnet schonungslos und ungeschönt mit seiner Scheißjugend ab. Er berichtet – und ja, er berichtet auf geradezu nüchterne und distanzierte Weise – von den Faktoren, die seine Jugend auf negative Art prägten. Neben prügelwütigen und, wie könnte es schon fast anders sein, missbrauchenden Pfarrern steht dabei vor allem sein Vater im Mittelpunkt. Der Leser erfährt von wiederholten „verschärften Arbeitsdienst“ und beständiger physischer wie verbaler Gewalt. Die emotionale Kälte und körperlichen Misshandlungen sind schockierend und stehen in krassen Widerspruch zur vielgepredigten christlichen Nächstenliebe. Andreas Altmann kann sich in diesem Zusammenhang auch einen gewissen Zynismus nicht verkneifen. Insgesamt hat mich Altmanns Art zu denken enorm angesprochen. Zumindest habe ich einen subjektiven Eindruck gewonnen, daraus wie er schreibt und wie er die Vergangenheit und einzelne Begebenheiten bewertet. So schildert Altmann zwar seinen (nachvollziehbaren) Hass gegenüber seinem Vater, gleichzeitig macht er jedoch auch deutlich, dass er wenigstens zum gegenwärtigen Zeitpunkt um die deterministischen Zusammenhänge weiß. Dieses Wissen bezieht er rückblickend mit ein. Zwar macht dies die Prügel nicht ungeschehen, aber Altmann kann dadurch mit seiner Vergangenheit abschließen und es bei einer Scheißjugend belassen.

Ernüchternd!

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